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Ein letzter Traum

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Die silberne Wölfin sah hinauf, durch die Bäume zum hell strahlenden Mond.
Silbern schien er durch die Blätter, silbern, wie ihr Fell…
Lange hatte sie diesen Namen schon nicht mehr vernommen…
Silberfell…so hatte ihr Gefährte sie in jungen Jahren gern genannt…
Das war schon lange her…
Der Gefährte hatte sie vor einiger Zeit verlassen… ging vor ihr ins Licht.
Die Kinder waren nun groß und sie war alt.
Alt und allein…
Die Zeit war gekommen…
Mühsam erhob sich die alte Wölfin.
Sie fühlte sich müde und leer während sie langsam eine Pfote vor die andere setzend durch ihren Wald wandelte.
Sie hatte ein ganz bestimmtes Ziel, denn heute war eine ganz besondere Nacht.
Heute war Beltane und diese Nacht war für sie die schönste Nacht des Jahres.
Denn nur in dieser einen Nacht waren sie wieder vereint.

Die alte Wölfin erreichte nun den Waldrand, ihr eigentliches Ziel.
Sie trat aus dem Wald und schaute suchend in den Himmel.
Sie brauchte nicht lange zu warten, bis sie das Schlagen der Schwingen in der Ferne vernahm.
Mit dem Wind umspielte der so geliebte und vertraute Geruch ihre Nase.
Sehnsüchtig schloss sie die Augen und sog den Duft auf.
Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie, wie der große Drache vorsichtig und sanft vor ihr landete.
Gutmütig schaute er sie an und mit einer tiefen Stimme, jedoch voller Liebe sprach er: „meine liebe Freundin"
Die Wölfin ging zu ihm und drückte sich an eine seiner Großen Pranken.
„Mein Freund, ich freue mich dich wohlauf zu sehen"
Der Drache legte seine Schwingen um sie und presste sie an sich.
„Auch ich freue mich, dich gesund und noch so munter zu sehen gute Seele."
Langsam neigte er seinen Kopf zu ihr herunter.
Die Wölfin schaute ihm in seine sanften, tiefen Augen.
„Ja, die Zeit bleibt nicht stehen mein Freund. Ich bin alt geworden…"
„weißt du noch was du mir einmal vor langer Zeit versprochen hast mein Freund?"

Der Drache wurde ernst und nickte leicht.
„ja liebe Seele, ich erinnere mich" sagte er, und ein wenig Trauer klang in seiner Stimme.
Mit einem Seufzen sagte die Wölfin: „ du siehst, Ich bin alt und einsam. Ich fühle mich sehr, sehr müde mein Freund.
Meine Zeit ist gekommen.
Bist du gewillt mir meinen letzten Wunsch nun zu erfüllen?"
„Wenn es dein Wille ist werde ich es tun Liebe Freundin." antwortete der Drache und Trauer klang in seinen Worten mit.
Die Wölfin nickte und schleckte ihrem langjährigen Freund über die Nüstern.

Somit ließ sich der Drache nieder, und die Wölfin erklomm seinen schuppigen Rücken.
Dann krallte sie sich zwischen seinen Schuppen fest und bat: „Nun…trage mich hinauf zum Mond mein Freund, fliege, so hoch du nur kannst zum Mond."
Der Drache breitete seine Schwingen aus und hob ab.
„Sitzt du bequem meine Freundin?" fragte er liebevoll.
Die Wölfin bejahte dies „mach dir keine Sorgen mein Freund, es geht mir gut."
Die Luft wurde immer dünner und kälter, je höher der Drache flog.
Die alte Wölfin krallte sich fest in ihren Freund hinen, verkeilte ihre Krallen in seinem Schuppenpanzer.
Lange flogen sie durch die Nacht und Tränen bahnten sich dann und wann einen Weg, die Drachenwangen hinunter.
Die Wölfin spürte gemischte Gefühle… Trauer und Große Freude empfand sie gleichzeitig.

Nach einiger Zeit fühlte sie die eine besondere Müdigkeit in ihr hochkommen die sie schon so lange vernahm.
Nun kämpfte sie nicht mehr dagegen an…
Noch einmal bewunderte sie die Welt unter ihr, so klein und fern.
Sie schaute noch einmal in den klaren Sternenhimmel und noch einmal sah sie den Mond. Dann schloss sie die Augen und mit einem zufriedenen Seufzer schlief sie für immer ein.
Der Drache flog weiter… lange flog er noch durch die Nacht, seine Freundin sicher auf seinem Rücken.
Tränen flossen über sein Gesicht und verschleierten seinen Blick.

Als der Morgen schon am Horizont dämmerte, machte der Drache kehrt und flog zu seinem Felsen.
Er landete bei seiner Höhle.
Behutsam schob er seine Klauen unter den Körper seiner toten Freundin und hob sie von seinem Rücken.
Lange hielt er sie in seinen Pranken und schaute sie weinend an.
Sie sah aus, als schliefe sie zusammengerollt, beschützt von seinen Klauen.
Dann sprach er ein paar Worte in einer Sprache, die nur die Drachen verstehen.
Und erfüllte ihr auch noch den letzten Teil ihres Wunsches.

Langsam hob er die Wölfin vor sein Maul, öffnete es und ließ ihren Körper auf seine Zunge gleiten.
Er schloss sein Maul und sie glitt sanft und behutsam seinen Schlund hinunter.
Nun war sie beschützt von Zähnen und Klauen, Geborgen in der Wärme.
Und sie war Energie… Sie gab ihm alles, was sie ihm noch geben konnte… ihren Körper,  um ihm Energie zu geben.
Unter Tränen blickte der Drache zum Mond.
Wieder musste ein geliebtes Wesen für immer gehen.
Ein schmerzerfülltes Brüllen entfuhr ihm und er schickte es Zum Mond.
Dann schüttelte er sich.
Sie würde weiterleben, ja… Ein Teil von ihr wird immer bleiben!
Mit diesem Positiven Gedanken rollte der Drache sich zusammen und schloss die Augen.
Die Welt dreht sich weiter… Es muss weitergehen!
Um diese Geschichte Nieder zu schreiben habe ich lange gebraucht.
Es ist eine Geschichte die schon lange in mir schlief.
*tief in meiner Seele verwahrt*
© 2010 - 2024 LunaMoonblade
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